INTERVIEW: Emmanuel Lebarbier, Gründer von ConfliktArts

27. März, 17

Das Gespräch führte Mathieu Rousselot, Brand Manager Frankreich

TuneCore: 1. Wer bist du? Wie ist dein Werdegang?

Emmanuel Leberbier: Hallo, ich bin der Gründer von ConfliktArts.

Vor 15 Jahren habe ich angefangen, meine Bands zu managen. Das war nicht unbedingt eine Berufung für mich, sondern eher eine Notwendigkeit, da die anderen Mitglieder keine Zeit hatten, um Tour-Daten herauszusuchen und sich um das Merchandising zu kümmern. Letztendlich hatte mir die Tätigkeit gefallen und ich begann, meine Dienste anderen lokalen Gruppen anzubieten. Zudem war ich Plattenhändler. Ich habe mich im August 2006 entschieden ConfliktArts zu gründen. Die Idee war, die wichtigsten Bedürfnisse, die selbstproduzierende Künstler bei der Herstellung von Produkten haben, auf ein- und derselben Plattform zusammenzufassen.

2. Kannst du uns das Abenteuer von ConfliktArts zusammenfassen?

Nach der Gründung vor 10 Jahren arbeiten wir heute mit mehr als 30.000 Bands aus Frankreich, Belgien, Schweiz, aber auch Spanien, UK, Deutschland, Italien und Griechenland zusammen. Momentan stellen wir monatlich 250 neue (Referenz-) Alben her! Sowohl auf CD als auch auf LP. Die CD bleibt ein wichtiger Schritt für eine junge Band, da sie erstens das physische Ergebnis eines Projekts darstellt und zweitens der Verkauf nach Konzerten sehr weit vor jeder anderen Art der Vermarktung die Haupteinnahmequelle bleibt.

3. Was bieten Sie an? Richtet sich Ihr Angebot an alle Künstler?

Im Wesentlichen stehen wir allen Künstlern hinsichtlich ihres Bedarfs bei der Herstellung von Produkten zur Seite. Vom Sticker bis hin zur Schallplattenpressung! Die Bands versenden ihre Bestellung einfach und selbstständig über die Seite. Wir sind aufgrund unseres Bestellvolumens in der Lage, den Künstlern das beste Preis-Leistungs-Verhältnis am Markt zu bieten.

4. Nehmen wir an, ich wäre ein unabhängiger TuneCore-Künstler, hätte meine Karriere gestartet und eine EP online veröffentlicht, welche Ratschläge würden Sie mir in Hinblick auf Merchandising / CD / LP geben?

Ich werde altmodisch erscheinen, aber die CD ist für eine Band das interessanteste Produkt, denn die Herstellungskosten sind sehr gering (weniger als 1€ im Durschnitt), es kann bei einem Konzert für 10€ verkauft werden, Transport und Verkauf sind einfach, ein Fan kann das Produkt einfach erwerben und durch den Preis von 10€ muss kein Wechselgeld herausgegeben werden.

Auch wenn ehrlich gesagt jedem klar ist, wie die folgende Nutzung aussieht und es der Fan im Alltag bevorzugt, Musik auf seinem Handy über Spotify oder Youtube zu hören, bleibt die CD ein Produkt, was von Fans gern gekauft wird.

Die LP ist ein Top-Produkt, aber schwieriger beim Transport während einer Tournee, viel teurer in der Herstellung und der Verkaufspreis wird manchmal ausgebremst.

Das T-Shirt ist ein Produkt, das beim Bedarf einer Band fast immer nach der CD kommt.

5. Was ist insgesamt, in wenigen Worten, die Strategie / bewährte Methodik hinsichtlich Merchandising / CDs / LPs? Hängt das von meinem Publikum, meinem musikalischen Still oder von etwas anderem ab?

Das hängt vor allem vom Entwicklungsniveau der Band ab!

Man spricht nur sehr selten von Bands, die nicht mehr als ein Dutzend Konzerte pro Jahr geben, obwohl diese die große Mehrheit der Bands in Frankreich darstellen!

Sie spielen in Bars, auf Musikfestivals, kaufen Instrumente, vertreiben ihre Musik über Plattformen…

Aber davon kann man nicht leben. Das reicht weder aus, um eine große Fangemeinde in den sozialen Netzwerken aufzubauen, noch für einen Onlineshop-Verkauf und wir sprechen hier nicht vom Ladenverkauf.

Solche Bands müssen sich auf Live-Konzerte konzentrieren, ihre Produkte am Ende des Konzerts verkaufen. Also nochmal gesagt ist die CD die Nummer 1, dann die LP, wenn man Spaß daran hat, aber das T-Shirt ist als Produkt eine sehr gute Nummer 2.

Wenn eine Gruppe 30 Konzerte pro Jahr überschreitet, kann sie andere Dingen planen, die Fans beginnen, auf der Facebook-Seite anzukommen und es ist möglich, ambitioniertere Produkte anzugehen.

Hinsichtlich des Musikstils: Ja, jeder Stil hat seine Methodik. Wir können sehen, dass der Rap einfacher die CD überspringt, um Musik ausschließlich über Streaming-Dienste anzubieten, und Merchandising sich gut verkauft. Eine Metal-Gruppe wird sich eher auf das physische Produkt beschränken, insbesondere auf LPs und T-Shirts. Eine Chanson-Gruppe wird für ihren Teil eine CD herausbringen, da sie mehr Möglichkeiten haben wird, live zu spielen und daher ein solches Produkt einfach verkaufen kann.

Schließlich muss jede Band nach seinen Möglichkeiten handeln, ohne dabei zu vergessen, dass es keine absolute Regel gibt und das, was ihre Vorgehensweise bei den Fans interessant macht, ist immer die Überraschung!

6. Wie verwaltet man seine Lagerbestände?

Bei kleinen Bands wird es oft so gemacht, dass es ein Gruppenmitglied bei sich übernimmt. Das kann manchmal Organisationsprobleme verursachen, aber man sollte abwarten bis ein bestimmtes Volumen erreicht ist, bevor man die Logistik auslagert, denn das bleibt nach wie vor kostenintensiv.
Sagen wir, man erreicht einen täglichen Durchlauf bei der Post, um seine Pakete zu verschicken, dann sollte man darüber nachdenken und eine professionelle Lösung finden.

7. Was sind die nächsten Schritte für ConfliktArts?

Was uns betrifft, werden wir weiterhin selbstproduzierende Bands entsprechend ihrer Bedürfnisse unterstützen. Eine maximale Orientierung an ihren Problemstellungen und gleichzeitig eine Anpassung an die Entwicklungen des Marktes. Das ist nicht leicht, denn es gibt hier unterschiedliche Geschwindigkeiten. Was bestimmte Bands vorleben, kann überhaupt nicht zu anderen Musikern passen, die sich in einem anderen Entwicklungsstadium befinden.

Junge Bands und Musiker müssen spielen, sympathische Bars finden, wo sie mit einer guten Lautsprecheranlage positiv aufgenommen werden und nach und nach lernen, sich zu professionalisieren. Wir begleiten sie dann in diesem Sinne.

Um mehr über ConfliktArts zu erfahren, gehe auf www.confliktarts.com

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