Der deutsche Künstler Sebel und sein virales, von der Quarantäne inspiriertes Projekt “Zusammenstehen

29. Mai, 20

Kaum zu glauben, dass es schon fast 3 Monate her ist, seitdem COVID-19 zur Pandemie erklärt wurde und sich quasi die gesamte Welt mal mehr und mal weniger im Lock-Down befindet. Wir haben sehr viel Zeit zuhause verbracht, für die geklatscht, die an vorderster Front arbeiten und unser Kreativität freien Lauf lassen können – insbesondere als KünstlerInnen. Während diese Zeit wohl in die Geschichtsbücher eingehen wird, hat diese Pandemie eine wahre Achterbahnfahrt an Emotionen und Ängsten hervorgebracht.

Ein paar Tage nachdem die Pandemie im März ausgerufen wurde, hat der 39-jährige Singer-Songwriter und Musikproduzent SEBEL als einer der ersten seine Gedanken zur Corona Krise in einem Song namens „Zusammenstehen“ verarbeitet. Zusammen mit einem Video veröffentlichte er dieses Lied über TuneCore und forderte andere Musiker und Sänger über einen Facebook Post auf, sich an diesem „kleinen“ Lied, nur er und sein Klavier, zu beteiligen.

Was die nächsten Tage passierte war überwältigend, sein Video „Zusammenstehen“ wurde knapp 2 Millionen Mal aufgerufen, der Facebook Post wurde über 3000 Mal geteilt. Der Song an sich, aber auch die Aktion dahinter, traf anscheinend genau den Nerv der Zeit und sprach vielen Menschen aus der Seele. Alle aus dem Track resultierenden Einnahmen spendet Sebel an die deutsche Orchesterstiftung.

In seinem Studio baute Sebel nun Tag für Tag die Aufnahmen anderer Musiker und Sänger aus ihren Homestudios in das Projekt ein und hat dieses kleine Klavierstück zu einem bombastischen Werk reifen lassen, mit über 200 Künstlern und Hobbymusikern auf über 5 verschiedenen Sprachen. Der finale Track inklusive Video dazu erschien diesen Montag.

Schau dir hier „Zusammenstehen“ auf YouTube an.

Jeder Künstler hat dabei für sich in seinen eigenen 4 Wänden, ohne die jeweils anderen persönlich zu kennen oder zu sehen, einen Teil beigetragen. Somit drückt die Aktion an sich genau das aus, was der Text dieses Liedes beinhaltet, nämlich den Zusammenhalt im Herzen trotz der momentanen Isolation. Der Song gibt vielen Hoffnung und versprüht viel Optimismus, und bewegt die Menschen auch außerhalb Deutschlands.

Schau dir das Video unten an, um mehr über Sebels kreatives Schaffen und die Kollaboration mit den Künstlern zu erfahren. Darunter sprechen wir außerdem mit Sebel über die Initiative und seinen Hintergrund als Künstler.

1. Wie lange machst du bereits Musik? Seit wann nutzt du TuneCore zum Veröffentlichen deiner Musik?

Ich mache seit meinem 13. Lebensjahr Musik, habe damals mit Keyboardspielen angefangen. Das ist jetzt 27 Jahre her. Mit 15 habe ich die erste Band gegründet und meine Eltern haben uns einen Proberaum im Keller eingerichtet.

Seit dieser Zeit ist die Musik meine Leidenschaft geworden. Ich glaube, wenn man als junger Teenager eine Band gründet, mit allem was dazu gehört, ist das eine sehr prägende Zeit,für mich sogar die prägendste Zeit meiner Musikerkarriere. Ich kann mich gut daran erinnern, wie wir die ersten Demo-Kassetten über eine Stereoanlange überspielt haben und das Cover im Copyshop um die Ecke kopiert und ausgeschnitten haben.

Vor einem Jahr, also gut 26 Jahre später, nach vielen Erfolgen aber auch Misserfolgen, habe ich beschlossen, der klassischen Musikindustrie den Rücken zu zu kehren und ein eigenes Label zu gründen, mit der ich meine Musik

in Eigenregie produzieren, veröffentlichen und promoten kann. Seitdem bin ich Kunde bei Tunecore.

2. Wie würdest du deine Musik und deine Arbeit innerhalb der Musikindustrie beschreiben (Produktion, Kollaborationen, Netzwerken, etc.?)

Da ich schon einige Jahre “Musikbusiness” auf dem Buckel habe, kenne ich noch ein wenig die “guten alten Zeiten” des Business. Zeiten, in denen es das größte Ziel war einen Plattenvertrag zu bekommen, weil eigentlich nur die Plattenlabels Musik produzieren, vervielfältigen und promoten konnten, und damit in die Wohnzimmer der Fans transportieren konnten. Heute sind die Zeiten anders. Eigentlich kann jeder mit einem Laptop und einem Mikrofon für ein paar

Dollar (Euro) Musik zuhause produzieren, in wenigen Minuten über alle Plattformen und Streamingdienste zu verfügung stellen, und sein Produkt selbst über die Sozialen Netzwerke promoten. Künstler müssen in diesen Zeiten

mehr als nur Künstler sein! Sie sind Küntler, Tontechniker,Videoproduzent ,Fotograf,Grafiker, Vetrieb, Promoter und Booker in einem! Das ist Fluch und Segen zugleich! Fluch, weil es einfach ein totales Überangebot an Künstlern gibt, Segen, weil es viel viel mehr wunderbare Musik zu entdecken gibt, die ohne diese Möglichkeiten vielleicht nie eine Chance bekommen hätte!

3. An welchem Punkt während dieser Pandemie wurdest du dazu inspiriert, „Zusammenstehen“ zu schreiben?

In den Tagen, in denen das Virus von der WHO für eine ernstzunehmende Pandemie erkärt wurde, war ich gerade auf einer Deutschland Tournee. Corona war während dieser Tage bei der ganzen Crew das Thema Nr.1. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits ein Bauchgefühl, dass da vielleicht ein sehr weitreichendes und ernstes Ereigis auf die gesamte Menschheit zusteuern wird. Als die Tournee ein paar Tage später abgebrochen wurde, und der Lockdown in

Deutschland beschlossen wurde, bin ich nachdenklich mit diesem Bauchgefühl nach Hause gekommen und habe mir in zwei Stunden meine Gedanke dazu von der Seele geschrieben, und dieses Lied komponiert.

4. Wie kam es zu dem Prozess der Kollaboration mit anderen Künstlern? Waren das auch Künstler, mit denen du in der Vergangenheit schon mal zusammengearbeitet hast?

Ich hatte ziemlich schnell die Idee, andere Künstler in dieses Projekt zu intergrieren, ich dachte mir: “wieviele Musiker sind wohl jetzt gerade geanu in der gleichen Situation wie du selber? Die Gitarre steht in der Ecke, man hat viel Zeit und will diese mit Kreativität füllen. Wenn wir als Gesellschaft in der Quaratänezeit zusammenhalten und zusammenstehen müssen, kann man diese Energie auch in Musik fließen lassen!”. Ich war sehr überrascht über die vielen vielen Beiträge von Leuten, mit denen ich schon voher Musik zusammengemacht habe, aber auch von Musikern, die ich erst durch dieses Projekt kennenlernen durfte.

5. Erzähl uns ein bisschen mehr über deine Fähigkeiten, mit anderen zusammenzuarbeiten und zu kollaborieren – auf so einem hohen Level – gerade in solch einer Zeit in einer Quarantäne.

Obwohl ich seit vielen Jahren als Solo Künstler unterwegs bin, geniesse ich jeden Moment mit anderen Menschen zusammen Musik zu spielen und zu kreieren. Als Solo Künstler ist es wichtig eine klare Idee zu haben, von dem wasman machen will, wie seine Musik klingen soll, was man aussagen will. Doch wenn man es schafft, sein eigenes Ego auch mal kurz zur Seite zu stellen und auch die Meinung und Sichtweise anderer in seine Kunst integriert, kann etwas entstehen, was dich selbst wieder beflügelt, inspiriert und neue Energie freisetzt. Musik ist eine universelle Sprache, und es liegt in der Natur des Menschen mit anderen Mensechen zu kommunizieren und zu kollaborieren. Ich rate jedem jungen Musiker diese Erfahrungen zu sammeln, denn es ist leider etwas aus der Mode gekommen, dass Teenager Bands gründen und zusammen an Songs arbeiten. Mit Freunden zusammen zu musizeren und kreativ zu sein, ist für mich dasschönste Gefühl der Welt!

6. Wie hat TuneCore dazu beigetragen, dass all das geschehen konnte?

Ich denke jeder Künstler möchte das seine Kunst von anderen Menschen wahrgenommen und im besten Fall gemocht wird. In diesen Zeiten haben Künstler einfach die Möglichkeit auch das Internet als ihre Bühne zu betrachten.

Ein Vertrieb wie Tunecore stellt diese Bühne auf eine schnelle, unkompizierte Weise zu Verfügung. Ein Projekt wie “Zusammenstehen” gäbe es wahrscheinlich nicht ohne diese Möglichkeiten, oder es wäre ein nicht zu realisierender

Aufwand das Projekt als “DIY-Künstler” an Hörer und Fans zu bringen. Sobald ich Mix und Master fertig habe, setze ich mich an den Computer, bastel ein Cover und lade den Song hoch. Dieser ist dann in ein paar

Tagen bei allen Shops erhältlich, und ich kann mich wieder schnell an ein neues Projekt setzten.

Ich finde es aber auch wichtig zu erwähnen, das in diesen Zeiten Musik nicht als völlig freie Ware angesehen wird, die man nach belieben konsumieren kann, ohne die Künstler und Songschreiber dafür zu entlohnen. Daran muss in Zukunft weiter gearbeitet werden! Das aktuelle Konzept von Tunecore gefällt mir aber, weil sämtliche Einnahmen direkt an die Künstler gehen.

7. Was ist dein Rat an unabhängige Künstler, die weltweit kollaborieren wollen, während sie in Quarantäne festsitzen.

Einfach machen! Die heutigen Möglichkeiten bieten eine menge Chancen kreativ zu sein, und mit anderen Musikern zu kollaborieren. Manchmal muss man sich einfach trauen zu fragen!

“Hey Leute…ich habe hier eine Idee! Hat irgendjemand da draußen Lust etwas dazu beizusteuern?” Auch ich war anfangs skeptisch, ob sich Leute bei mir melden. Doch es kam anders, und ich würde diese Frage jetzt wahrscheinlich viel selbstbewusster stellen!

8. Denkst du, du wirst ab jetzt künftig weitere solcher kollaborativen Projekte machen? Gibt’s schon konkrete Pläne, von denen du erzählen kannst?

Im Moment ist meine Aufmerksamkeit bei diesem Projekt. Eigentlich wollte ich nach der Veröffentlichung der “großen” Version am 25.05. mit fast 200 Musiker und Sängern das Projekt schließen.

Jetzt bahnt sich aber noch eine Version in portugiesisch an. Auch diese ist super geworden und ich will sie veröffentlichen. Mal sehen…vielleicht wird das ganze ja noch ein Jahresprojekt!

9. Was war dein Lieblingspart an dieser riesigen Gemeinschaftsproduktion?

Ein Schlüsselmoment war ein Skypegespräch mit einem französischem Musiker, der den Song ins Französische übersetzt hat. Er ist eigentlich Gitarrist und kein geübter Sänger! Ich fand seine Interpretation aber super und wollte am Telefon mit ihm zusammen an seiner Vocal Performance arbeiten.

Wir haben über eine Distanz von 2500km dann zusammen sein Mikrofon aufgebaut, seinen Preamp eingestellt und haben dann Zeile für Zeile produziert. Ich habe ihm gesagt wann er leiser singen soll, wann lauter und wie weit der Abstand zum Mikfron sein sollte. Fast so, als wäre er bei mir im Studio! Das war der Momet, bei dem ich verstanden habe was “Zusammenarbeit” auf Distanz bedeutet und was man schaffen kann, wenn man eine Vision im Kopf hat und diese dann mit der Energie eines anderen Musikers zusammenfließen lässt! Das war mit der schönste Moment dieses Projekts!

10. Kannst du uns ein paar Einblicke geben zu den Künstlern, mit denen du weltweit kollaboriert hast?

Dabei war z.B. ein Drummer aus Los Angeles (Wally Ingram), der 2 Wochen alleine in seinem Studio in Quarantäne gewohnt hat, abgeschottet von seiner Familie. Dann der weltbekannte Gitarrist Carl Carlton, der seinen Track von der Insel

Gozo eingespielt hat. Eine italienische Sängerin (Ilenia), die wohl eine der anstrengensten Quarantäne-Zeiten hinter sich hat. Dann der russische Akkordionspieler, der in einer Nacht und Nebel Aktion ans andere Ende der Stadt kommen musste, um dort zu recorden. Aber auch der Dudelsackspieler, der ein Video im Kilt schickte und ich dachte er käme aus Schottland, wohnt aber etwa 5 km Luftlinie von mir entfernt in meiner Stadt!

11. Als du diesen Song geschaffen hast, konntest du dir solch einen großen Erfolg ausmalen über so viele kulturelle und sprachliche Hürden hinweg?

Als ich den Song zum ersten Mal gehört habe, nachdem ich ihn aufgenommen habe, bin ich in Tränen ausgebrochen. Ich hatte das Gefühl etwas geschrieben zu haben, was mich selbst sehr berührt.

Das er so viele andere Menschen auch berührt, hätte ich nicht gedacht. Nach der zweiten oder dritten Übersetzung war mir erst klar, das es wohl ein guter Song ist, weil ich merkte “Hey…auch in dieser Sprache ist der Song nicht kaputt zu kriegen”. Ich war in den ersten Wochen so sehr damit beschäftigt, die Beiträge der Leute in das Projekt zu integrieren, dass ich fast nicht mitbekommen habe, wie erfolgreich die deutsche Urversion bereits ist.

12. Was kommt für dich als Nächstes? Was können wir von dir für die zweite Hälfte von 2020 erwarten?

Ich werde das tun was ich schon immer gemacht habe! Ich werde Musik schreiben, spielen und produzieren! Und wenn ich nicht live spielen kann, werde ich vermehrt Musik schreiben und produzieren.

Ich bin gespannt, was da kommt…und gespannt, ob die Erfahrungen mit dem Projekt “Zusammenstehen ” meine Musik verändern werden. Ich denke ja! Nicht wegen des Erfolges, sondern wegen der Erfahrungen, die ich mit diesem tollen Projekt sammeln durfe!

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